
Asbjørn Vollmer Jeppesen
Head of Legal
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Employer of Record (EOR)?
Für Unternehmen, die sich im Dschungel lokaler Gesetze und Vorschriften nicht auskennen, kann die Expansion in ein neues Land wie ein Sprung ins Ungewisse wirken.
Stellen Sie sich vor, ein Gerätehersteller erhält einen Einzelauftrag in Brasilien und muss dafür entweder neue Mitarbeitende einstellen oder vorhandenes Personal entsenden. Ohne eigene Präsenz im Land steht das Unternehmen vor zahlreichen Hürden: Eine lokale Gesellschaft gründen, brasilianisches Arbeitsrecht verstehen, Gehaltsabrechnung und Sozialleistungen einrichten, alle steuerlichen Anforderungen erfüllen. Dieser Prozess kann Monate dauern und erhebliche Kosten verursachen – mit dem Risiko von Verzögerungen und Verstößen. Genau hier kommt ein Employer of Record (EOR) ins Spiel: Er ermöglicht es, schnell und rechtskonform Personal im Ausland zu beschäftigen – ohne all diese Hürden selbst meistern zu müssen. In diesem Blogbeitrag zeigen wir, was ein EOR ist, wie er funktioniert und warum die Kombination aus Technologie und persönlicher Betreuung den entscheidenden Unterschied macht.
Was bedeutet Employer of Record?
„Employer of Record“ kann unterschiedlich definiert werden – im Kern ist es jedoch ein Drittanbieter, der rechtlich als Arbeitgeber für Ihre Mitarbeitenden im Ausland auftritt. Einfach gesagt: Der EOR wird zum offiziellen „Arbeitgeber“ und übernimmt alle administrativen und rechtlichen Aufgaben rund um das Arbeitsverhältnis. Sie selbst steuern weiterhin die tägliche Arbeit – der EOR kümmert sich um Gehalt, Steuern und gesetzliche Pflichten. Besonders sinnvoll ist dieses Modell, wenn Sie in einem Land tätig werden wollen, in dem Sie keine eigene Niederlassung haben.
Ein EOR fungiert also als Ihr internationaler HR-Partner – und macht es so einfach, Mitarbeitende in Brasilien, Indien oder anderswo einzustellen, wie in Ihrem Heimatbüro.
Wie funktioniert ein EOR und was übernimmt er?
Wenn Sie mit einem EOR zusammenarbeiten, wird dieser zum offiziellen Arbeitgeber für Ihre internationalen Mitarbeitenden und übernimmt die gesamte Personaladministration. Zu den zentralen Aufgaben gehören:
- Onboarding & Verträge: Ausstellung rechtskonformer Arbeitsverträge und Verwaltung aller Unterlagen für neue Mitarbeitende.
- Gehaltsabrechnung & Steuern: Abwicklung der Lohnzahlung in Landeswährung, Steuerabzug und Meldung der Sozialbeiträge.
- Sozialleistungen & Versicherungen: Organisation gesetzlich vorgeschriebener Leistungen wie Krankenversicherung, Rentenversicherung oder spezifischer Branchenversicherungen (z. B. Arbeiten in Höhen).
- Compliance & rechtliches Risiko: Einhaltung lokaler Arbeitsgesetze – etwa zu Arbeitszeiten, Urlaub oder Kündigung – und Übernahme der rechtlichen Verantwortung.
- Laufende HR-Unterstützung (optional): Bearbeitung von Mitarbeiteranfragen, rechtlichen Änderungen oder Offboarding, damit Sie sich auf die Projektdurchführung konzentrieren können.
Welche Vorteile bietet ein EOR?
Die wichtigsten Gründe, warum Unternehmen auf EOR setzen:
- Schneller Markteintritt: Internationale Mitarbeitende in wenigen Tagen statt Monaten einstellen – ohne eigene Gesellschaft oder Bürokratie.
- Rechtssicherheit: Der EOR übernimmt Gehaltsabrechnung, Steuerpflichten, Sozialbeiträge und gesetzliche Anforderungen – inklusive Haftung.
- Kosteneffizienz: Keine Investitionen in lokale Niederlassungen oder Spezialisten – stattdessen ein klar kalkulierbarer Servicepreis.
- Hohe Flexibilität: Gute EORs ermöglichen einfache Vertragsverlängerungen, Projektanpassungen oder Reduzierungen bei Bedarf.
Kein Wunder also, dass immer mehr Unternehmen auf dieses Modell setzen: Laut Studien planen 72 % der globalen Unternehmen ambitionierte Expansionen – viele davon mithilfe von EOR-Dienstleistern. Der Markt selbst wächst konstant: Eine Analyse prognostiziert zwischen 2024 und 2031 ein jährliches Wachstum von 6,8 % für die EOR-Branche. Das zeigt: Flexible globale Personallösungen sind gefragt wie nie.
Softwarebasierte EOR-Lösungen vs. Beratungsorientierte Global-Mobility-Dienstleister
Nicht jeder EOR funktioniert gleich. Im Wesentlichen gibt es zwei Modelle: Softwareplattformen (SaaS) und persönliche Beratungsdienstleister – oder Mischformen. Der Unterschied ist entscheidend:
Softwarebasierte EOR-Plattformen (SaaS):
- Tool-orientiert, aber branchenfern: SaaS-EORs behandeln alle Kunden gleich. Doch gerade Originalgerätehersteller arbeiten in Hochrisikobereichen – z. B. mit schwerem Gerät, in engen Räumen oder in großer Höhe. Standardversicherungen reichen hier oft nicht aus.
- Unflexible Prozesse: Automatisierte Systeme sind oft nicht für Projektverzögerungen gemacht. Starre Start- und Enddaten führen zu verfrühter oder verspäteter Gehaltszahlung – und damit zu Frust oder Compliance-Problemen.
- Wenig Support: Statt Expertenkontakt gibt es Portale und FAQs. Bei komplexen Fragen – etwa zu Arbeitsgenehmigungen – bleibt nur das Ticket-System.
Beratende EORs / Global-Mobility-Partner:
- Branchenwissen: Spezialisierte Teams kennen sich mit Technik, Personal und Versicherung aus – von Marketing bis Maschinenbau.
- Flexible Projektbetreuung: Verträge, Gehälter oder Leistungen lassen sich bedarfsgerecht anpassen – ohne Systemzwang.
- Fester Ansprechpartner: Eine Ansprechperson begleitet Sie von Vertrag bis Evakuierungsplan – mit rechtlichem Know-how und technischem Verständnis.
- 24/7-Expertensupport: Bei dringenden Fragen – etwa zur Steuerpflicht oder bei einer Kontrolle durch Behörden – erhalten Sie sofortige Hilfe.
- Proaktive Compliance: Statt nur zu reagieren, beobachtet ein beratender EOR ständig neue Regelungen und warnt Sie rechtzeitig vor Risiken.
Fazit
Ein Employer of Record nimmt Ihnen den regulatorischen Aufwand bei internationalen Einsätzen ab – Sie konzentrieren sich auf das Projekt, der EOR kümmert sich um Gehalt, Steuern und Compliance. Während Plattformlösungen Standardaufgaben übernehmen, bietet ein beratungsorientierter EOR maßgeschneiderte Unterstützung – besonders bei komplexen, risikobehafteten Einsätzen in der Schwerindustrie.
Wenn Sie mehr brauchen als ein Online-Portal – wenn Sie echte Beratung, schnelle Anpassungen und Branchenkenntnis suchen – dann ist ein spezialisierter EOR die richtige Wahl.
Mehr zu unseren EOR-Services mit persönlichem Ansatz:
Häufig gestellte Fragen
Ein EOR ist ein Drittanbieter, der in Ihrem Namen Mitarbeitende im Ausland rechtlich beschäftigt. Er erstellt rechtskonforme Verträge, führt Gehaltsabrechnung durch, übernimmt Steuern, Sozialleistungen und Compliance – während Sie die tägliche Arbeit steuern.
Der EOR wird der „offizielle Arbeitgeber“ im jeweiligen Land. Er stellt Personal lokal an, wickelt Löhne und Sozialabgaben ab, versichert die Mitarbeitenden und übernimmt die rechtliche Verantwortung – alles auf Basis einer Vereinbarung mit Ihrem Unternehmen.
Ein EOR beschleunigt die internationale Expansion, reduziert rechtliche Risiken und spart Zeit und Kosten für eigene Niederlassungen. So bleibt mehr Fokus auf Ihr Projekt.
Die Preise variieren je nach Land, Mitarbeiteranzahl und Leistungsumfang. Meist wird eine monatliche Pauschale pro Mitarbeitenden berechnet – von einigen Hundert bis Tausend Euro. Klären Sie, ob Versicherungen und Anmeldungen im Preis enthalten sind.
Ein PEO (Professional Employer Organization) teilt sich die Arbeitgeberrolle mit Ihnen. Ein EOR hingegen übernimmt die volle rechtliche Verantwortung im Einsatzland – Sie steuern nur die fachliche Arbeit.
Wenn Sie über Zeit und Know-how verfügen, genügt eventuell ein Standard-EOR. Ansonsten empfehlen wir einen Partner mit Branchenkenntnis – besonders für risikobehaftete Einsätze. Fragen Sie:
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- Deckt die Versicherung Arbeiten in engen Räumen oder in der Höhe ab?
- Können sie Vertragslaufzeiten bei Projektverzögerungen flexibel anpassen?
- Welches Maß an Sofort-Support bieten sie an?
Diese Fragen helfen Ihnen, einen EOR-Partner zu finden, der technische Einsätze wirklich versteht.
Auch wenn EORs die meisten Compliance-Risiken abfedern, können folgende Probleme auftreten:
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- Versicherungslücken, wenn die Policen des EOR nicht auf Gefahren in der Schwerindustrie zugeschnitten sind.
- Unflexible Leistungen, wenn standardisierte SaaS-EOR-Plattformen nicht auf Projektänderungen reagieren können.
- Eingeschränkte Branchenkenntnis, wenn dem EOR das branchenspezifische Fachwissen fehlt.
Die meisten EORs operieren in über 100 Ländern und decken viele Branchen ab – von Technik bis Buchhaltung. Gerade OEMs profitieren davon, Supervisor, Ingenieure oder Techniker weltweit ohne eigene Niederlassung einsetzen zu können.